QoS bei Homebox

In diesem Forum dreht sich alles um die bei Vodafone Kabel Deutschland bzw. Vodafone West oder im Rahmen der O2-Tarife über Kabel verwendeten AVM-Produkte, insbesondere der WLAN-Router mit integriertem Kabelmodem, der als FRITZ!Box vertrieben wird. Speedprobleme bitten wir im entsprechenden Forum zu behandeln, wenn ihr Ursprung nicht auf AVM-Produkte zurückzuführen ist!
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lino16
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QoS bei Homebox

Beitrag von lino16 »

Hallo,

ich bin neu hier und habe Kabel Deutschland Paket Comfort mit der Homebox bestellt.
Mir wurde im Media Markt erzählt von einer separaten Leitung für die Sprachverbindungen.
Wie funktioniert das technisch? Wird da QoS verwendet ?

Gruß Lino16
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wittmann
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Re: QoS bei Homebox

Beitrag von wittmann »

Hallo Lino16,

ja, auch bei der Homebox wird QoS fuer die RTP-Pakete, welche die Sprache in der IP-Welt uebertragen, verwendet. Dafuer kommen im Wesentlichen sechs Merkmale zum spielen:
  • Statische ServiceFlows in Empfangs- und Senderichtung welche extra fuer die Signalisierung bereitstehen und hoeher priorisiert sind als normaler Datentraffic.
  • Markierung der Pakete zur Signalisierung mit einem sogenannten DSCP-Feld (Assured Forwarding/Gesicherte Weiterleitung), damit die Signalisierung auch sicher zwischen den beteiligten Gegenstellen ankommen kann.
  • Dynamisches hinzufuegen von Datenrate in Empfangs- und Senderichtung, extra reserviert und nur nutzbar fuer die RTP-Pakete
  • Die dynamischen ServiceFlows in Empfangs- und Senderichtung besitzen eine hoehere Priorisierung fuer die RTP-Pakete und werden bevorzugt behandelt.
  • Im Upstream/Senderichtung wird ein spezieller ServiceFlow verwendet, welcher es ermoeglicht die Latenz und vor allem Jitter fuer die RTP-Pakete im Kabelnetz sehr stark zu minimieren (Jitter kleiner 1ms, im Schnitt im unteren, dreistelligen Mircosekundenbereich).
  • Markierung der RTP-Pakete mit einer sogenannten DSCP-Feld (Expediting-Forwarding/Beschleunigte Weiterleitung) damit die RTP-Pakete auch hinter dem Kabelnetz-Gateway (CMTS) priorisiert bleiben und schnell genug zu den anderen Teilnehmern im eigenen Netz oder zu den Gateways der anderen Telefoniprovider geschickt werden koennen.
Somit erhaelt die Homebox die gleichen Qualitaetsparameter und Vorraussetzungen wie auch die herkoemlichen Kabelmodems mit integrierten Voice-Adapter (E-MTA, Kabelmodem mit embedded Multimedia Terminal Adapter).

Der einzige Unterschied zwischen Homebox und E-MTA ist, dass die dynamischen Resourcen ueber eine andere Instanz ausgeloest und aktiviert werden.

Manche sagen dazu auch Voice-over-Cable (VoC). Dieser Begriff scheint irgendwann mal das Marketing erfunden zu habe und er wird gerne verwendet um die QoS-Mechanismen im Kabelnetz, wie ich sie oben beschrieben habe, zu umschreiben. In den Spezifikationen fuer DOCSIS, PacketCable (PC) und PacketCable Multimedia (PCMM), welche diese Mechanismen beschreiben, ist mir dieser Begriff noch nicht aufgefallen.

Ich hoffe meine Ausfuehrungen hat zur Klaerung deiner Fragen beigetragen und war nicht zu trocken :)
Zuletzt geändert von wittmann am 05.04.2010, 13:32, insgesamt 1-mal geändert.
mfg

wittmann

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lino16
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Re: QoS bei Homebox

Beitrag von lino16 »

warum haben denn viele Kunden Probleme mit der Sprachqualität, wenn KD QoS benutzt ?
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wittmann
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Re: QoS bei Homebox

Beitrag von wittmann »

Hallo Lino16,

diese Frage kann ich dir wiederum leider nicht beantworten. Bei den betroffenen Kunden wird es sich um individuelle Probleme handeln, welche sich leider durch die oben aufgefuehrten QoS-Massnahmen nicht haben vermeiden lassen. Dies ist bedauerlich und moechte man sicherlich auch vermeiden. Bitte vergiss aber auch nicht, wie viele Leute sich hier im Forum wegen eventuellen Problemem melden und wie viele Kunden da draussen dazu ueberhaupt gar keinen Grund haben. Bedenke auch, dass man sich kaum ein Bild davon machen kann, wenn in einem Forum vielleicht nur negative Ereignisse gepostet werden. Warum sollte auch jemand, bei dem alles bestens laeuft, ueberhaupt seine Zeit damit verschwenden nach dem passenden Forum zu suchen um dies Allen mitzuteilen? Der Mensch hat doch allgemein bestimmt besserers zu tun, auch wenn sich dies sicherlicht durch den Hype von Twitter und Co in den letzten Jahren geaendert haben mag.
mfg

wittmann

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Re: QoS bei Homebox

Beitrag von wari »

Hallo wittmann,

besten Dank für Deinen aufschlussreichen Beitrag zum QoS für die RTP-Pakete im Kabelnetz.

Seit vielen Jahren betreibe ich VoIP mit verschiedenen FritzBoxen und verschiedenen VoIP-Providern.
Mit der Qualität und Zuverlässigkeit bin ich zufrieden auch wenn es in seltenen Fällen Probleme
gibt.

Seit 3 Jahren nutze ich nun auch VoC von KD und die Qualität ist nochmals besser. Dies habe auf das
auch wirklich funktionierende QoS in dem "Managed Network" geschoben. Hier hat der Netzbetreiber
ja alle relevanten Komponenten voll unter Kontrolle.

Nach Deinen Erkärungen ist die Homebox (7270) als zusätzliche Komponente also absolut gleichwertig
hinsichtlich QoS mit dem ATA des Kabelmodems.

Es sind also keinerlei Unterschiede (z.B. jitter), auch im Faxbetrieb, zu erwarten.

Habe ich das richtig intepretiert? Dann gäbe es ja keinerlei Hindernisse mehr die Homebox zu verwenden.

Viele Grüße,

Walter
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EdeVau
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Re: QoS bei Homebox

Beitrag von EdeVau »

wari hat geschrieben:keinerlei Hindernisse mehr die Homebox zu verwenden
Gab es denn jemals welche?
Es gibt keine. :kaffee:

Übrig bleibt (für mich) noch folgende Frage:
Wenn ein Kunde das Billigangebot 6000 mit Telefonie, jedoch ohne Homebox bestellt, dann sollte er ja
6000 und zuzüglich die Telefonie geliefert bekommen.
Ergo müsste die Telefonie eine eigene Bandbreite zugewiesen bekommen, weswegen die Gesamtbandbreite höher als 6000 sein müsste.

Aber ist dem auch so ?
Grüße von EdeVau

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wittmann
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Re: QoS bei Homebox

Beitrag von wittmann »

@Walter,
Dadurch das Kabelphone eine Dienst ist welcher sich komplett im Netz der Kabel Deutschland abspielt, kann man dafuer sorgen dass die QoS-Mechanismen Ende-zu-Ende ausgefuehrt werden koennen. Die Unterschiede zwischen Homebox und E-MTA in Bezug auf die Qualitaet gehen somit gegen Null. Der Vorteil von der Homebox sind unter anderem die S0-Schnittstelle fuer ISDN-Endgeraete und durch die SIP-Signalisierung koennen mehr als zwei Rufnummern geschaltet werden. Alles Merkmale die mit dem klassischen E-MTA noch nicht realisiert wurde. Natuerlich muss klar sein, dass diese QoS-Mechanismen fuer andere Diensteanbieter wie z.B. Sipgate nicht zur Verfuegung stehen koennen, da durch Netzuebergaenge zu anderen Providern die QoS-Mechanismen wie z.B. das DSCP-Feld geloescht werden und daher nicht mehr priorisiert behandet werden koennen.

@EdeVau,
Genauer ausgefuehrt: wenn man sich das Packet Classic mit 6000/460KBit/s hohlt, werden dort die gleichen QoS-Mechanismen bei dem E-MTA verwendet wie oben beschrieben. Das bedeutet, dass pro Telefongespraech, dynamisch Uebertragungsbandbreite hinzugefuegt wird. Sobald das Telefongespraech beendet wird, wird die dynamisch hinzugefuegte Uebertragungsbandbreite wieder entfernt. Diese dynamische Uebertragungsbandbreite ist, wie oben schon erwaehnt nur fuer die RTP-Datenpakete vorbehalten welche fuer das Telefonat verwendet werden. Umkehrschluss ist daher auch, das keine Uebertragungsbandbreite fuer die Telefonie, von den gebuchten 6000KBit/s in Empfangsrichtung und 460Kbit/s Senderichtung, abgezogen wird.
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wittmann

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Re: QoS bei Homebox

Beitrag von EdeVau »

wittmann hat geschrieben: ..., dass keine Uebertragungsbandbreite fuer die Telefonie ... abgezogen wird.
Danke schön, eben genau darauf kam es mir an.
Grüße von EdeVau

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