1. Warnhinweis wegen Verlust der Gewährleistungsansprüche
Die Anleitung beinhaltet Schritte, die dem Gerät bei unsachgemäßer Behandlung Schaden zufügen können. Auf jeden Fall muss für den Austausch das Gerät geöffnet werden, wodurch Gewährleistungsansprüche verfallen könnten. Und selbstverständlich kann ich dafür keine Haftung übernehmen, selbst wenn ich die Anleitung nach bestem Wissen und Gewissen erstellt habe.
2. Wozu die Festplatte tauschen?
Zum einen sind 320GB nicht üppig und reichen bei HD allenfalls für ein Viertel der von KDG im Werbeprospekt gepriesenen Dauer von "Bis zu 200 Stunden Fernsehen". Da kann man durchaus auf die Idee kommen, sich eine größere Festplatte zu beschaffen und diese einzubauen. Zum anderen kann auch mal eine Festplatte kaputt gehen.
3. Kompatibilität
Die Basisplatine im RCI88 320 KDG hat Befestigungsmöglichkeiten für Festplatten mit 3,5" und 2,5" Baugröße. Unterstützt werden alle SATA-Festplatten vom Typ SATA, SATA2 und SATA3 mit maximal 2TB Größe. Dabei darf die Festplatte nicht mehr als 10W Leistung aufnehmen. Diese Grenze ergibt sich aus dem Netzteil des Sagemcom. Der entsprechende Baustein ist ein Traco TEN10 2422 und da ist halt bei 10W die Grenze.
In Frage kommen also ausschließlich energiesparende (und damit langsame) Festplatten in 3,5" Größe, jede beliebige 2,%" Festplatte und natürlich alle SSDs. Bei 3,5" verbaut Sagemcom selbst eine Western Digital Festplatte vom Typ Caviar Green WD320EARS. Es ist also empfehlenswert, auf eine baugleiche Festplatte mit größerer Kapazität zurückzugreifen. Ich selbst habe in meinem Sagemcom eine Western Digital Caviar Green WD20EARX eingebaut. Dabei handelt es sich um eine SATA3 Festplatte in 3,5" Bauform mit 2TB Kapazität.
4. Benötigtes Werkzeug und Geräte
Torx Schraubendreher TX10, einen PC mit 2 freien SATA Anschlüssen oder zwei USB-Dockingstationen für Festplatten, eine Linux Live-CD (z.B. Ubuntu oder Knoppix) bei der das Programm GParted verfügbar ist oder nachinstalliert werden kann. Konsolenjunkies mögen mit parted an der Konsole arbeiten wollen, aber für Mausschubser ist GParted die einfachere Lösung
5. Öffnen des Geäuses
Die Smartcard muss als allererstes raus. Und selbstverständlich werden alle Kabel abgezogen. Arbeiten unter Spannung ist lebensgefährlich!
An der Gehäuseunterseite sind zwei Befestigungsschrauben, die den Deckel festhalten. Eine davon verbirgt sich unter dem Barcode-Aufkleber. Beide müssen gelöst werden. Es ist dann zweckmäßig, alle weiteren Schrauben an der Gehäuserückseite ebenfalls zu lösen. Zwingend notwendig ist es nicht, aber das Gehäuse lässt sich dann völlig ohne Gewalt öffnen: Rückwand abziehen, Deckel abheben - Fertig.
6. Ausbau der Basisplatine
Von hinten auf das Gerät geblickt, befindet sich vorne links ein Stecker für die Spannungsversorgung (vier Adern, 2 rot und 2 schwarz) abzuziehen. Rechts der Festplatte ist ein Lüfteranschluss abzuziehen. Außerdem muss das Folienkabel für das Frontpanel, ebenfalls rechts von der Festplatte, abgezogen werden, was etwas schwerer geht. Tipp: Nur an der Plastiklasche ziehen, nicht am Folienkabel selbst.
Dann biegt man die Haltelaschen, welche die Basisplatine halten, leicht nach außen und hebt die Basisplatine dann leicht an. Nun kann man die Basisplatine nach hinten rausziehen.
7. Ausbau der Festplatte
Man dreht die Basisplatine um. An der Unterseite sind vier Vefestigungsschrauben für die Festplatte, die zu lösen sind. WICHTIG: Eine davon ist mit Schraubensicherungslack gesichert und lässt sich entsprechend nur sehr schwer lösen. Aber keine Angst: Man kann im Normalfall nichts beschädigen.
Sind alle Schrauben gelöst, zieht man die Festplatte aus der SATA-Steckverbindung.
8. Überspielen der Daten von der alten auf die neue Festplatte
Das funktioniert natürlich nicht, wenn die alte Platte defekt ist. Aber wenn kein Defekt vorliegt, baut man die alte Festplatte und die neue Festplatte in einen PC mit 2 freien SATA-Anschlüssen ein. Wer wie ich 2 USB Dockingstationen für SATA-Festplatte hat, ist fein raus
Dieser PC muss dann mit einer Linux Live-CD gebootet werden.
Man öffnet eine Konsole (bei Ubuntu mit ALT-F2 und "konsole") und tippt ein:
Damit wird man zum Superuser. Als nächstes müssen wir wissen, welche Platten unter welchem Gerätenamen zu finden sind:sudo su
Als Ausgabe erhält man etwa sowas hier:fdisk -l
Man sucht sich aus dieser Liste die entsprechenden Festplatten aus. Es ist absolut unerlässlich, dass man größte Sorgfalt walten lässt, denn Verwechselungen an dieser Stelle machen den Sagemcom unbrauchbar - das Betriebssystem befindet sich nämlich auf dieser Festplatte.Disk /dev/sda: 255 heads, 63 sectors, 1024 cylinders
Units = cylinders of 16065 * 512 bytes, 320,0Gb
Device Boot Begin Start End Blocks Id System
/dev/sda1 * 1 1 261 2096451 82 Linux/Linux Swap
/dev/sda2 262 262 783 4192965 83 Linux
/dev/sda3 784 784 1010 1823377+ 83 Linux
/dev/sda4 1011 1011 235435 306412455 83 Linux
Disk /dev/sdb: 255 heads, 63 sectors, 1106 cylinders
Units = cylinders of 16065 * 512 bytes, 2000.5 Gb
Device Boot Begin Start End Blocks Id System
No partitons
Ich gehe jetzt davon aus, dass die Festplatte /dev/sda die alte Festplatte ist und dass das Gerät mit dem Namen /dev/sdb die neue Festplatte ist. Bei einer gleich großen Festplatte als Ersatz ist dies hier der letzte Schritt vor dem Zusammenbau. Wenn die neue Platte größer ist, kommt noch etwas Nacharbeit.
Man kopiert die alte Platte 1:1 auf die neue Platte. Das geht mit dem "dd" Befehl hervorragend:
if ist "input file" und of ist "output file". bs gibt die Größe zu kopierender Blöcke an. 64k sind 65535 (beginnend bei Null gezählt) und ein guter Wert für schnelles Kopieren. Über USB sind hier etwa 20-25MB pro Sekunde zu erwarten, was diesen Kopiervorgang etwa 4-5 Stunden dauern lässt. Über internes SATA sind etwa 65-70MB/s drin, was den Kopiervorgang etwa 2-2,5h dauern lässt.dd if=/dev/sda of=dev/sdb bs=65535
HINWEIS: Während des laufenden Kopiervorgangs 'schweigt' die Konsole und man sieht vom Fortschritt nicht wirklich etwas. Erst am Ende wird einem angezeigt, wieviel kopiert wurde, wie lange das gedauert hat und wie hoch die Transferrate dabei war.
Nach diesem Schritt fährt man das System am besten herunter und baut die Originalfestplatte aus dem PC aus. Dann kann man nach einem erneuten Start nicht versehentlich auf der Originalfestplatte Schaden anrichten.
9. Vergrößern der Partition ohne Verlust der aufgezeichneten Sendungen
Sagemcom verwendet als Dateisystem XFS. Das ist von großem Vorteil, denn XFS lässt sich ganz einfach vergrößern. In Frage kommt die größte der vier Partitionen, die rund 300GB Größe hat. Auf der neuen und alten Platte ist das jeweils die vierte Partition. Nach dem Neustart lässt man sich wieder mit
die Partitionen anzeigen. Wenn alles richtig gelaufen ist, sollte man als /dev/sda4 eine rund 300GB große Partition sehen können. Natürlich muss man /dev/sda durch die eigene Platte ersetzen.fdisk -l
Jetzt startet man GParted. Es wird die Festplatte angezeigt und hinter der letzten Partition befindet sich ungenutzter freier Speicher. Ein Klick mit der rechten Maustaste auf die 300GB Partition öffnet ein Kontextmenü. Hier wählt man "Vergrößern/Verschieben" (bzw. "Resize/Move") aus. Anschließend kann man mit der Maus bequem die Größe der Partition verstellen. Das sieht etwa so aus:[ externes Bild ].
Anschließend muss die gewählte Änderung noch angewendet werden - dazu klickt man auf den Knopf "Anwenden" (bzw. "Apply"). Es öffnet sich eine Sicherheitsabfrage, die man getrost bejahen kann.
GParted wird nun binnen weniger Sekunden mehrere Schritte ausführen: Zuerst wird die Partition vergrößert und die Tabelle neu geschrieben. Danach wird das XFS-Dateisystem gemounted und mit xfs_growfs automatisch an die neue Größe der Partition angepasst. Danach wird GParted die Festplatte wieder unmounten. Jetzt kann man den PC herunterfahren und die neue Festplatte in den Sagemcom wieder einbauen. Der erste Neustart dauert wie gewohnt etwas länger, weil ja das Gerät booten muss. Danach bekommt man unter "Aufnahmen" den freien Speicherplatz angezeigt. Waren vorher z.B. rund 50% belegt, sollte bei einer Festplatte mit 2TB Platz jetzt für "Freier Speicher" ein Wert von 100% angezeigt werden - ist das der Fall, kann man noch prüfen, ob die alten Aufnahmen noch in Ordnung sind. Klappt auch das? Dann viel Spaß mit einem Festplattenrekorder, der ECHTE 200 Stunden feinstes HD-Fernsehen aufzeichnen kann. Mindestens
Ich hoffe, diese Anleitung hilft den Ratsuchenden unter euch - ich wünsche allen erfolgreichen Bastlern viel Spaß mit einer großen Platte in dem Gerät