Johut hat geschrieben:An eine Ausweitung des Upload-Bereiches in naher Zukunft glaube ich nicht. Man müsste hierbei sämtliche aktiven und passiven Komponenten im Kabelnetz austauschen bis hin zu den Hausanschlußverstärkern und den Antennendosen in den Haushalten. Auch die zur Zeit verwendeten Kabelmodems wären nicht mehr zu gebrauchen. Dieser Aufwand ist kurzfristig nicht zu stemmen. Außerdem wäre dies mit enormen Kosten verbunden und ginge zu Lasten der Download-Kapazität.
Der erste Teil der Aussage stimmt - man müsste bei einer Ausweitung sämtliche aktiven Komponenten (ggfs. auch passive Komponenten, sofern diese frequenzselektiv sind - wobei die MMDs es NICHT sind, dort liegt am Modem-Ausgang immer das komplette Signalspektrum an) tauschen. JEDOCH hat dies -sofern man vorerst bei DOCSIS3.0 bleibt und/oder einen DOCSIS3.0/3.1-Parallelbetrieb fährt- keine unmittelbaren Auswirkungen auf die verwendeten Endgeräte.
Erst bei kompletter Umstellung von DOCSIS3.0 auf 3.1 (und nicht im Parallelbetrieb, bei dem im Band von 5..65 MHz weiterhin DOCSIS3.0-Upstream und erst ab 65..204 DOCSIS3.1-Upstream läuft, genau so auch im Downstream mit 24 DS-Kanälen DOCSIS3.0 und einem zusätzlichen 192-MHz-Kanal separat für DOCSIS3.1) werden die 3.0-Geräte "hinfällig".
Und es ginge auch nicht zu Lasten der DS-Kapazität, da wir eh den Zopf "analoges TV" abschneiden sollten - und damit dann 30 Kanäle freiwerden, die man für den 192-MHz-Träger verwenden könnte (ohne zusätzlichen Ausbau jenseits der 862 MHz) und weiterhin noch 6 Kanäle für TV übrig wären. Mit Ausbau jenseits der 862 MHz gibt's eh noch viel mehr Bandbreite, so dass es gar keine Einschränkungen gibt.
Ebenso will man wohl vorerst nicht auf die UKW-Übertragung des Hörfunks verzichten, zumindest nicht so lange, wie dieser noch terrestrisch ausstrahlt. Das Ende des UKW-Hörfunks in Deutschland ist noch nicht absehbar, da dieser sehr beliebt ist und die Verbreitung von DAB+ nur sehr langsam zunimmt. Ob es auch im Kabel zu einer DAB+ Verbreitung kommen wird, ist noch nicht absehbar, technisch wäre dies ohne weiteres möglich, denke aber eher an eine Verbreitung via DVB-C oder an Streaming.
Eine Abschaltung des UKW-Hörfunks ist zwingend notwendig, damit die obere Upstream-Frequenz von 65 auf 204 MHz angehoben werden kann.
Damit fällt aber auch gleichzeitig die Möglichkeit der Ausstrahlung per DAB+, weil die DAB+-Frequenzen mit ihrem Bereich von 178 - 230 MHz eben genanu in den dann verwendeten Upstream und die Frequenzlücke/Schutzabstand zwischen US und DS fallen würden. Eine Umbelegung des DAB+-Signals auf andere, höhere Freuqenzen scheitert aber an der Tuning-Möglichkeit der DAB+-Geräte, weil diese schlichtweg nur für den o.g. Frequenzbereich vorgesehen sind [so wie man auch UKW-Radio nicht einfach jenseits der 250 MHz belegen kann - weil es die UKW-Radios nicht unterstützen].
Schon heute hören viele Radio via Internet-Streaming. Eine Erweiterung der Upload-Bereiches sehe ich nur sehr langfristig unter gleichzeitigem Ausbau der Download-Frequenzen bis oberhalb 1000 Mhz. Ich kann mir gut vorstellen, dass in noch ferner Zukunft auf lineare Rundfunk- und Fernsehverteilung verzichtet wird und der gesamte Frequenzbereich des Kabelnetzes nur noch online genutzt wird. Durch immer weiter verbesserte Komprimierung wird die Online-Übertragung (Streaming) immer weniger Platz (Bandbreite) benötigen.
Die Diskussion mit dem Streaming hatten wir schon oft genug - und letzten Endes kam immer bei raus, dass es keine Platzersparnis gibt.
Solange das Kabelnetz ein 1:n-Netz ist, bei dem n Kunden an einem Segment hängen, hast du mit Streaming folgende Probleme:
a) Jeder Kunde benötigt ZWINGEND einen aktiven Rückkanal, damit er überhaupt Streamingdienste empfangen kann [riesiger Umrüstungsaufwand der Netzstruktur, da heutzutage noch bei Weitem nicht alle Anschlüsse, die "theoretisch" I&P bekommen könnten, auch für I&P umgerüstet sind; davon abgesehen würden die Streaming-Kontrollnachrichten den DOCSIS-Upstream belegen - und bei einigen 1000 aktiven Rundfunkgeräten am Segment stellen auch kleinste Nachrichten eine "ordentliche" Grundlast]
b) sofern "genügend" Kunden im Segment hängen, schaut auch (mit höchster Wahrscheinlichkeit) mindestens 1 Kunde jeden angebotenen Sender, d.h. die Einsparung bei der Bandbreite durch vermeintlich weniger Sender ist Null; eher ist sie sogar negativ, weil man den Overhead von IP/DOCSIS zusätzlich zum gesendeten Signal hat und/oder weitere Sender angeboten werden, die derzeit nicht per DVB-C verteilt werden
c) Bessere Komprimierung funktioniert nur dann, wenn man alle Endgeräte austauscht [was man aber auch bei der Einführung von DVB-C2 machen könnte - DVB-C2 sieht HEVC als Kompression vor]
d) Damit überhaupt Bandbreite gespart wird, müssten die Sender als Multicast übertragen werden - derzeit geschieht die Kommunikation zwischen CMTS und Kundenendgerät aber ausschließlich als Unicast, d.h. wollen 2 Nutzer den gleichen Sender schauen, wird dieser derzeit 2x gestreamt [doppelte Bandbreite gegenüber DVB-C-Nutzung] statt das gleiche Signal bei beiden Endgeräten abzugreifen
Der einzige Fall, wann Streaming (theoretisch) genug Bandbreite einspart, ist wenn man die Segmente so klein macht, dass kaum noch Kunden an einem Segment hängen.
Das heißt aber "eigentlich", dass du ein FTTH-Netz brauchst - und dann kannst du dir, wenn die Faser eh bis kurz vor's Gebäude oder sogar bis in's Gebäude geht, den ganzen DOCSIS-Quatsch sparen und gleich mit der Faser auf Ethernetkabel im Gebäude gehen. Und in dem Fall kann man die Koax-Faser wieder für die "ursprüngliche" Nutzung verwenden - lineares TV + Radio - und zwar im kompletten Frequenzspektrum von 5..862 MHz.
Und noch was:
Anders als bei DVB-C (offener Standard, für den es viele unterschiedliche Endgeräte gibt) wird es bei einer solchen Streaming-Sonderlösung -ähnlich wie bei der Telekom- nur anbietereigene Geräte geben. Denn nur so lassen sich solche Sachen wie neue Codecs "schnell" ausspielen - anders ist man auf den Standard "festgezurrt", den man zu Beginn festgelegt hat [deshalb verwendet man noch immer MPEG2 für die SD-Sender, DVB-C sieht in der "ursprünglichen" Fassung halt kein MPEG4 für SD-Sender vor; MPEG4 kam erst mit einer Erweiterung für HD-Ausstrahlung].