Vorab: Wenn ich mich durch das Forum lese dann komme ich unweigerlich zur Erkenntnis, dass Rückkanalstörungen mit höherer Gewalt gleichgestellt werden. Wenn sie irgendwann von selbst kommen, müssen sie auch wieder von selbst gehen. Eine Entstörung ist eher unwahrscheinlich.
Meine Situation:
Die Telekom hatte VDSL im Ort zurückgebaut (und den Vertrag gekündigt) und der einzig verbliebene Internetanbieter blieb Unitymedia. Der 200/20 Anschluss funktionierte halbwegs, war aber keine Begeisterung. Insbesondere im Uplink. Unsere Teens beschwerten sich ständig, dass das Internet unterirdisch sei. Wieso, sind doch 200 MBit :-/
Im Februar 2020 sagte mir mein Bauchgefühl, du brauchst bald vermutlich mehr Bandbreite zuhause und so konnte ich Anfang März so grade vor dem Lockdown noch auf CableMax500 umstellen. Im Uplink hat sich allerdings nichts geändert und außerdem hatte ich gelegentlich Probleme beim Telefonieren und Aussetzer beim Internetradio hören. Anrufe und schriftliche Beschwerden während des Übergangs von Unitymedia auf Vodafone waren Zeitverschwendung.
Ich habe mich also erstmal arrangiert.
Dann kam der zweite Lockdown, damit noch weniger Upload-Bandbreite und ich habe mich mal etwas näher mit der Technik beschäftigt. Es stellte sich heraus, dass eine Durchgangsdose ohne Abschlusswiderstand installiert wurde und außerdem war das Koaxkabel zwischendurch angeflickt und geknickt. Also neues Kabel (Kathrein LCD111) installiert und Widerstand nachgerüstet.
Die Aussetzer wurden weniger, die Geschwindigkeit im Upstream blieb aber deutlich unterhalb des vertraglich vereinbarten Minimums. Also Speedtests gemacht und festgestellt, dass es früh morgens ganz gut läuft, danach ist Ende. Na ja und festgestellt, dass der Vodafone Speedtest egal in welchem Browser erheblichen Quatsch erzählt. Die angezeigte Upload-Geschwindigkeit hatte nichts mit dem zu tun, was der Windows Taskmanager und die Fritzbox 6591 anzeigte.
Also habe ich mir im sowieso vorhanden ioBroker ein Script gebastelt, das stündlich per iPerf3 einen 30 Sek. Speedtest erst in die eine und dann in die andere Richtung macht. Währenddessen hole ich mir die übertragenen Bytes per uPnP aus der Fritzbox und rechne sie in MBit/s um.
Davon nehme ich das Maximum und den Durchschnitt in diesen 30 Sekunden. Die ermittelten Zahlen habe ich vorsichtshalber ab und zu mal über breitbandmessung.de verifiziert.
Die Grafik aus diesen Werten sieht jeden Tag nahezu gleich aus. Hier ein Beispiel der letzten beiden Tage:
Zusätzlich hole ich mir über Screen Scraping jetzt auch die aktuelle Modulation in Upstream Richtung. Sie lag in den letzten Tagen auf allen 5 Kanälen bei 16QAM. Anfang des Jahres habe ich mal auf ein bis drei Kanälen 64QAM gesehen.
Die Fritzbox hat 31 DOCSIS 3.0 Kanäle und einen DOCSIS 3.1 im Downstream.
Heute endlich konnte ich dann auch erfahren, wie viele Kunden an diesem Segment hängen: 1182.
Natürlich habe ich den Vodafone Business Service mehrfach auf das Thema Rückkanal und Modulation angesprochen. Die Aussagen sind immer gleich: 16QAM wird statt 64QAM genutzt weil das Segment so stark ausgelastet ist. Das sei nicht der Fall, weil eine Störung vorliegt sondern wegen der hohen Auslastung.
Dass das Segment ganz erheblich überlastet ist, wird inzwischen offen zugegeben. Eine Umstellung auf DOCSIS 3.1 im Rückkanal oder ein Nodesplit sind aktuell jedoch nicht geplant.
Frist zur Herstellung der vertragsgemäßen Leistung ist gesetzt. Außer dem mehrfachen Angebot von Gutschriften passierte noch nichts.
Verständnisfragen:
- Ist tatsächlich ein anderer Grund als eine Rückkanalstörung für die 16QAM Modulation realistisch?
- Wenn das Segment so überlastet ist, wird es dann durch 16QAM nicht schlimmer statt besser?
- Ich habe viele verschieden Angaben zu den Übertragungsraten von EuroDOCSIS pro Kanal bei 16QAM und 64QAM gefunden. Was stimmt davon? Z.B. das was bei Wikipedia steht? 240 MBit bei 8 Kanälen? Hier im Forum ist teilweise von 40 MBit pro Kanal die Rede. Und für welche QAM gilt das?
Ich warte im Moment auf die Fritzbox 6850 5G, die jetzt im März erscheinen soll. Andere Möglichkeiten gibt es hier in einer Großstadt mit 600.000 Einwohnern nicht. Das alte Koaxkabel hat erfolgreich verhindert, dass hier GF-Breitband gefördert wird.
Der Vollständigkeit halber hier die Modemdaten: