dukabel hat geschrieben:Ist eine wunderbar interessante Diskussion hier, danke an alle beteiligten!
Dem schließe ich mich an. Es ist eine gute und wichtige Diskussion, denn es geht um die Zukunft des Kabelfernsehens. Sollte IPTV eingeführt werden und in ferner Zukunft tatsächlich den herkömmlichen Broadcast ablösen, wäre das nämlich nichts weniger als eine Revolution. Da darf man gerne mal ein wenig OT werden und das 4k-Thema verlieren wir nicht aus den Augen.
Vorher allerdings noch ein paar wenige Anmerkungen zu den vielen Sachen, die ihr geschrieben habt:
robert_s hat geschrieben:GLS hat geschrieben:Also heißt das, dass jedes IPTV, was ihr verbreiten wollt, zwingend über einen Broadcasting-Standard ins Kabelnetz eingespeist werden muss. Das Kabelnetz kann im Grunde nur Broadcast, auch wenn es wie oben in der DOCSIS-Beschreibung als "IP Multicast" bezeichnet wird. Das ist aber eher ein dynamisches Broadcast, denn Multicast verstehe ich als Möglichkeit, nur bestimmten Teilnehmern im Verbreitungsnetz einen Inhalt zu senden, aber nicht allen,
Nein, so funktioniert Multicast auch im LAN meistens auch nicht: Wenn man übliche Standard-Switches verwendet, die kein IGMP-Snooping machen, verbreiten die auch einen Multicast nicht selektiv, sondern an alle Ports.
Der Unterschied zwischen Multicast und Broadcast ist, dass der Multicast
angefordert wird, der Broadcast nicht.
Aha, danke für die Erklärung. Dann habe ich den Begriff "Mulicast" zuvor etwas anders verstanden, als es wohl in der IT üblich ist.
Das ist dann aber "nur" noch eine Frage der Software, wobei die Fernseherhersteller allerdings nicht aus dem Knick kommen: Die sog. "Smart TVs" haben alle die notwendige Hardwareausstattung an Bord, um IPTV "gleichwertig" mit dem herkömmlichen Rundfunkempfang realisieren zu können - das dazu fehlende relativ kleine Stückchen Software implementiert aber keiner.
Das sehe ich anders bei unserem Beispiel Kabelempfang: Gleichwertig wäre es nur, wenn der TV das Kabelmodem mit eingebaut hätte, das ja zum IPTV-Empfang über DOCSIS nötig wäre. Bei Broadcast-DVB-C stecke ich halt das Kabel in den vorhandenen TV-Tuner rein, mache einen Sendersuchlauf und fertig. Bei IPTV ist das Modem der eigentliche Receiver (Demodulator) und muss in die "Vergleichsrechnung" daher mit einbezogen werden.
dukabel hat geschrieben:-IPTV kann auch eine 100%ige Softwarelösung sein, das aushändigen von TV-Hardware an den Kunden ist dann oft nicht mehr erforderlich, statt dessen lädt der Kunde sich einfach die entsprechende APP auf seinen Smart-TV/Rechner/Tablet, die bis dahin weit Leistungsfähiger und auf die Kabelnetzbetreiber abgestimmt sein werden. Extra Hardwareboxen/Reciever sind da nicht mehr zwingend erforderlich, weil auch die Aufnahmen dann aus dem Netz kommen, nur noch für Kunden mit alten Fernsehern ist eine Box dann interessant.
Auch hier dasselbe wie oben: Wie soll das gehen ohne Hardware? Ist ein Modem denn keine Hardware? Ein Kabelmodem ist doch nichts anderes als ein DVB-C-Receiver, nur dass es zusätzlich halt auch senden kann. Schrieb ich bereits. Bei deiner Ausführung könnte man meinen, dass das (Kabel-)Internet bald quasi von Zauberei in die Wohnung kommt.
Bedenkt bitte, dass ein heutiger TV-Kabelkunde
kein Modem zum Fernsehen braucht, sondern nur einen Fernseher mit eingebautem (oder von mir aus externem) Tuner.
Hier stellt sich auch die Frage, ob es für die Kabelfirmen nicht sehr riskant sein könnte, eines Tages Broadcast-TV (ich schreibe bewusst nicht: DVB-C, s.u.) abzuschalten. Denn dann könnten die bisherigen TV-Kunden auf die Idee kommen, das IPTV nun bei ihrem Internet-Provider zu beziehen, und das ist nicht unbedingt VDF/KDG, sondern auch mal die Telekom, O2 oder eine von den vielen kleineren Firmen. Großer Kundenverlust wäre die Folge und von denen, die keinen Rückkanal bekommen können (wurde mehrmals im Thread angesprochen), will ich gar nicht anfangen. Dazu kommen die massiven Investitionen ins Netz bei einer Umstellung auf Multicast-IPTV.
Die entscheidende Frage, wie Fernsehen über Kabel in Zukunft verbreitet werden wird, ist: Sind die Einsparungen der Bandbreiten für die in den (dann notwendigerweise sehr kleinen) Segmenten nicht geschauten TV-Programme wirklich so riesig, wie hier teilweise behauptet wird, dass sich die beschriebenen Investitionen am Ende auszahlen? Klar, es eröffnen sich für die Betreiber neue Einnahme-Möglichkeiten wie bspw. die zielgerichtete Werbung. Aber es wird auch eine Rolle spielen, welche Betreiber den Markt zukünftig überhaupt dominieren. Werden es weiterhin die Großkonzerne wie Telekom, Vodafone und Liberty Global sein, die ja doch im Verhältnis zu ihrer Größe noch wenig FTTB/H-Anschlüsse haben, oder werden die vielen lokalen Stadtwerke-Betreiber an Bedeutung gewinnen, die konsequent auf Glasfaser bis ins Haus v. a. in den großen Städten (also dem Kerngebiet der Kabelkonzerne) setzen? Da sind also noch viele Unbekannte im Spiel um eine halbwegs sichere Aussage treffen zu können.
Genau - und das die in der DVB-C2-Norm festgelegten Übertragungsparameter quasi identisch mit DOCSIS3.1 sind, hat natürlich keinerlei Relevanz...
Nein hat es nicht. Wie ich auch schon in den zuvor verlinkten Posts geschrieben habe, ist DOCSIS an sich ein voll ausformulierter stand alone Standard, der die Gleichzeitige Verwendung von DVB-C auf dem selben Medium definiert, was aber nicht heißt, das man DVB-C auf dem selben Medium verwenden muss. DOCSISx.x funktioniert ohne DVB-C1/C2 wie DVB-C1/C2 ohne DOCSISx.x funktioniert, nicht erst seit 3.1.
Hier liegt, glaube ich, ein Missverständnis vor. reneromann meinte nicht den Parallelbetrieb von DOCSIS-Downstreams und Broadcast-TV über DVB-C auf verschiedenen Kanälen, sondern die Verwendung von DVB-C1 (bzw. -C2) auf demselben Kanal (also einem mit DOCSIS-Downstream). DOCSIS ist (wie IPTV) nämlich selbst kein Modulationsstandard, sondern verwendet in Europa in den Versionen 2.0 und 3.0 DVB-C1 und in den USA das US-Pendant zu DVB-C, das dort einfach nur QAM genannt wird. DOCSIS 3.1 wird erstmals den Euro- und den US-Standard zusammenführen, basiert aber in der Modulation im Wesentlichen auf DVB-C2. (Ob dies zu 100% wie es bei EuroDOCSIS 2.0/3.0 und DVB-C1 der Fall ist, konnte ich bislang nicht herausfinden.) robert_s hat es in seinem
Beitrag mit den Protokollen gut erklärt.
Jetzt zu UHD/4k:
Peter65 hat geschrieben:Für mich sind die gegenwärtig für Kabel-TV genutzten technischen Parameter also MPEG4, QAM256, nicht unbedingt 4K tauglich.
Vermutlich würde das gehen, aber auf Grund der ankommenden Datenmenge, dürfte es da doch einige Engpässe geben.
Über Sat wird der HEVC Codec genutzt, dieser ist eben effizienter als MPEG4, DarkStar hatte ja erwähnt das nur 12-20 Mbits benötigt werden, eben wegen des verwendeten HEVC-Standards für 4K(UHD).
Als Vergleich, über DVB-T2 HD wird der HEVC Codec ebenfalls genutzt, die dort beim Empfänger ankommende Datenrate ist wesentlich geringer als die vergleichbare Datenrate für DVB-C, bezogen auf die HD Sender.
Der Codec ist grundsätzlich unabhängig vom Verbreitungsweg (Kabel, Sat, Terrestrik) und der verwendeten Modulation (DVB-C1, -C2 usw.) zu betrachten. Daher kann selbstverständlich der HEVC über DVB-C1@256QAM verwendet werden. 12-20 Mbit/s halte ich für gewagt, denn 4k hat immerhin die 4-fache Auflösung wie FullHD und die 9-fache im Vgl. zum 720p der ÖR. Über Sat hat einer der 4k-Demokanäle wohl um die 25 Mbit/s, also wird es über DVB-C1 maximal 2 Progamme pro Kanal geben können. Mehr Flexibilität hätte nur Broadcast-DVB-C2 oder eben - und daher diskutieren wir das so intensiv - IPTV über DOCSIS 3.1.