Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Hier wird über alle möglichen Medienthemen diskutiert, hauptsächlich Fernsehthemen, die nicht allein (oder gar nicht) Vodafone Kabel Deutschland bzw. Vodafone West betreffen.
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exkarlibua
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Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von exkarlibua »

In dem bereits zur KBW Übernahme durch Unitymedia verlinkten DWDL Artikel http://www.dwdl.de/nachrichten/33951/ka ... _bedenken/ findet sich ganz beiläufig ein (zumindest für mich) bemerkenswerter Satz:
Derzeit werde der Markt gemeinsam von den drei großen deutschen Kabelnetzbetreibern beherrscht - also Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW - beherrscht. Die Ermittlungen des Amtes hätten ergeben, dass es sowohl technisch möglich als auch wirtschaftlich rentabel wäre, deutschlandweit Liegenschaften zu versorgen - doch das tun die Unternehmen nicht, sondern konzentrieren sich stattdessen auf ihre regionalen Gebiete.
Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass die regionale Aufteilung gewissermaßen gottgewollt wäre und es technisch auch nicht ginge sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.
Hier klingt das auf einmal völlig anders. Da wohl nicht davon auszugehen ist, dass das Kartellamt damit meint, dass z.B. KDG in Hessen, NRW und BW eigene Kabel zieht, muss mit "technisch möglich" wohl etwas anderes gemeint sein. Wäre interessant zu wissen, wie die sich das vorstellen.
Newty
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von Newty »

exkarlibua hat geschrieben: "technisch möglich"
Breitbandkabel setzt ein Ringnetz voraus, welches eine theoretische Kapazität von ca. 10 GBit/s besitzt (unter der Annahme der idealen Ausnutzung durch moderne Modulationsverfahren). Rein vom Platz unter der Erde kann man denke ich davon ausgehen, dass jede übliche Siedlung angeschlossen werden kann. Von jedem Betreiber. Man sollte vielmehr eine Europaweite Resolution anstreben, damit ich hier auch Kabelfernsehen und Internetzugang eines Kabelanbieters aus Lettland erhalte (SCNR).

Dass auf einem Ringnetz mehrere Anbieter gleichzeitig volles Programm fahren können, wäre mir neu. Natürlich kann man sich die Kapazitäten teilen und Koexistieren. Bei 4 großen Anbietern(KDG, Liberty, ish und Sky) bleiben dann für jeden 2,5GBit/s über, wenn man sich nicht auf Simulcrypt einigt. Gleichzeitig ist es nötig, eine Grundverschlüsselung unbedingt einzuführen (Immerhin muss man ja irgendwo irgendeinen Vertrag haben. Wenn der Skymann kommt und abklemmt, obwohl ich KDG-Kunde bin, wird das schon lustig werden).

Genug der Ironie:
Jeder, der schonmal ein Haus gebaut hat, weiß, was Tiefbauarbeiten kosten, insbesondere im öffentlichen Raum. Das kann nie und nimmer rentabel werden.
Zuletzt geändert von Newty am 08.12.2011, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Bunniehunter
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von Bunniehunter »

Moin Ex!

Hier bei uns ist es so, dass Kabel Deutschland im Haus liegt und
Willy.tel vor der Tür. Theoretisch könnte unser Vermieter also
wechseln, leider hat er Stacheldraht in der Tasche.

Meinst du jetzt, jeder Anbieter legt sein Signal ins Haus und
der Kunde kann frei wählen (Sternverteilung vorrausgesetzt),
oder es geht nur eine Leitung ins Haus und am NE3 Punkt
wird der Anbieter gewählt?

Beide Lösungen hätten was!
Hier könnte ihre Werbung stehen....
Newty
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von Newty »

Bunniehunter hat geschrieben: Meinst du jetzt, jeder Anbieter legt sein Signal ins Haus
Einen anderen Weg sehe ich nicht. Zumindest muss jeder Provider dann in der Straße liegen. Rückkanalfähig und ausgebaut.
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larsbln
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von larsbln »

Hat die Telekom nicht damals auch behauptet, dass es technisch nicht möglich wäre andere DSL Anbieter ins Netz zu lassen? Es hat doch Tradition, dass Unternehmen
behaupten, dass eine Öffnung des Marktes nicht geht. Siehe Deutsche Post, Deutsche Bahn, etc.

Wenn sich die Bundesnetzagentur endlich mal dazu durchringen könnte den Kabelmarkt stärker zu regulieren würde es mit Sicherheit gehen. Ich bin mir sicher, dass dazu
umfassende Änderungen notwendig sind. Doch bisher wurde zuwenig an den Kunden und an die anderen Marktteilnehmer gedacht. Einen echten Wettbewerb gibt es nicht.

Das merkt man zum Beispiel an folgendem Beispiel:
Primacom oder KDG hat die Signaldurchleitung gekündigt. Primacom versorgt ein paar lukrative Standort wieder einige andere nicht. Bei Nachfragen an den Hotlines nur betretenes
Schweigen. Ende 2012 könnte vielleicht eine Versorgung stattfinden oder auch nicht.
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exkarlibua
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von exkarlibua »

Newty hat geschrieben:
exkarlibua hat geschrieben: "technisch möglich"
Breitbandkabel setzt ein Ringnetz voraus, welches eine theoretische Kapazität von ca. 10 GBit/s besitzt (unter der Annahme der idealen Ausnutzung durch moderne Modulationsverfahren). Rein vom Platz unter der Erde kann man denke ich davon ausgehen, dass jede übliche Siedlung angeschlossen werden kann. Von jedem Betreiber. Man sollte vielmehr eine Europaweite Resolution anstreben, damit ich hier auch Kabelfernsehen und Internetzugang eines Kabelanbieters aus Lettland erhalte (SCNR).

Dass auf einem Ringnetz mehrere Anbieter gleichzeitig volles Programm fahren können, wäre mir neu. Natürlich kann man sich die Kapazitäten teilen und Koexistieren. Bei 4 großen Anbietern(KDG, Liberty, ish und Sky) bleiben dann für jeden 2,5GBit/s über, wenn man sich nicht auf Simulcrypt einigt. Gleichzeitig ist es nötig, eine Grundverschlüsselung unbedingt einzuführen (Immerhin muss man ja irgendwo irgendeinen Vertrag haben. Wenn der Skymann kommt und abklemmt, obwohl ich KDG-Kunde bin, wird das schon lustig werden).

Genug der Ironie:
Jeder, der schonmal ein Haus gebaut hat, weiß, was Tiefbauarbeiten kosten, insbesondere im öffentlichen Raum. Das kann nie und nimmer rentabel werden.
So kenn ich das auch. Von daher hat mich die oben zitierte Aussage auch etwas verwundert.
Kann natürlich sein, dass die "Ermittlungen" beim Kartellamt mal wieder von keinerlei Sachkenntnis getrübt wurden.
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VBE-Berlin
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von VBE-Berlin »

larsbln hat geschrieben:Hat die Telekom nicht damals auch behauptet, dass es technisch nicht möglich wäre andere DSL Anbieter ins Netz zu lassen?
Dazu muss man aber wissen, wie die Netze aufgebaut sind.
Bei der Telekom gibt es ein Sternnetz (Klingeldrähte) ab dem Amt zu jedem Anschluss.

Die Fremdanbieter müssen zu dieser Stelle (AMT) ihr DSL-Signal bekommen.

Beim Kabel ist das Netz frühestens ab der Verteilung im Haus als Sternnetz ausgeführt.
Auch bis dorthin muss der andere Anbieter erst einmal eine Leitung haben.
Das rechnet sich nicht so richtig, weshalb so etwa nur regional passiert. (z.B. durch Telecolumbus oder AN!)

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rumble_ef
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von rumble_ef »

An jedes Haus das komplette Signal mehrerer Kabelanbieter heranzuführen halte ich nicht für sinnvoll. Sinnvoll wäre es wohl eher, den Netzbetrieb vom Inhalteangebot zu trennen, so dass die Netzbetreiber alle dann mehr oder weniger das gleiche Signal einspeisen und der Kunde auswählt, bei welchem Anbieter er den Vertrag für die Zusatzpakete macht, je nach Kosten und angebotenen Sendern.
Fabian
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von Fabian »

exkarlibua hat geschrieben: Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass die regionale Aufteilung gewissermaßen gottgewollt wäre und es technisch auch nicht ginge sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.
Das war 1997 die Forderung der EU-Kommission, die sich 1998 gegenüber der damaligen Bundesregierung durchsetzen konnte, nachdem die Telekom zusammen mit Bertelsmann und der Kirch-Gruppe auch eine Medienplattform gründen wollte.
Die Telekom hat sich dann dafür entschieden, ihr bisheriges Netz zu behalten und in den neuen Bundesländern auszubauen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kabelfernsehnetz
exkarlibua hat geschrieben:Hier klingt das auf einmal völlig anders. Da wohl nicht davon auszugehen ist, dass das Kartellamt damit meint, dass z.B. KDG in Hessen, NRW und BW eigene Kabel zieht, muss mit "technisch möglich" wohl etwas anderes gemeint sein. Wäre interessant zu wissen, wie die sich das vorstellen.
Na, ja sobald erstmal in Terabits/s statt in Megabits/s gerechnet wird, sieht das schon anders aus.

Wer sollte etwas dagegen haben, wenn die drei Kabelnetzbetreiber in der gesamten BRD aktiv werden ?
Das deutsche Kartellamt hätte da wahrscheinlich nichts dagegen, und der EU-Kommission fehlen m.E. Argumente dagegen.

Die Bundesnetzagentur hat im aktuellen TKG die gesetzlichen Möglichkeiten, auf konstruktive Weiterentwicklung der Netze (NGA, NGN) einzuwirken.

NGA-Forum vom 13.10.2011 :

http://preview.tinyurl.com/c969ob9
Zuletzt geändert von Fabian am 08.12.2011, 18:08, insgesamt 1-mal geändert.
larsbln
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Re: Bundesweite Konkurrenz im Kabel möglich?

Beitrag von larsbln »

Das von rumble erwähnte System finde ich eigentlich ganz gut. Warum ist es denn so abwegig zu sagen, "Ich möchte einen Kabelanschluss
von Betreiber XY". Ist denn jeder mit dem System friss-oder-stirb zufrieden? Es gibt Telecolumbus, weil der Hausmeister vor 15 Jahren ne Flasche
Schnapps vom Vertreter bekommen hat dafür, dass er dem Verwalter nur den TC Vertrag vorlegt. Ist das moderne Marktwirtschaft?

Oder: Du hast dein Haus in Hessen gebaut und möchtest Kabel? Wilkommen bei Unitymedia oder kauf dir ne Schüssel.

Was heisst es fehlen die Argumente? Vielleicht sind die falschen Kritikpunkte diskutiert worden.