Nibelungen hat geschrieben:Beim Traffic kommt doch an Kosten nochwas hinzu: Steigt der Traffic - wird mehr Equipment benötigt (die viel besungene "Segmentierung") - evtl. sogar mit Kabeln usw. Und dieser Ausbau kostet auch.
In der Präsentation von Kabel Deutschland vom 20.09.2010 (
Präsentation )finden sich folgende Aussagen:
- Segmentierung führt zu 862MHz Netzen ("weniger Verstärker hintereinander geschaltet")
- Kapazitätsgewinn durch Segmentierung (vermutlich durch weniger Personen / Segment)
- natürlicher Übergang zu FTTx ("Vorteil gegenüber DSL Providern" - mittels EdgeQAM/Universal EdgeQAM kommt die "Glasfaser" auch näher Richtung Kunde)
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average cost per segmentation is approx. €75k
Die Segemtierungskosten von 75k € sind relativ gering, wenn man daran denkt, dass KDG regional eigene Backbones baut (lt. offiziellem Jahresfinanzbericht vom 31.März 2010 - siehe KDG Corporate Website) und Erdarbeiten/Faserlegen mit ~10-25k € pro Kilometer (!) auf die Bilanz schlagen. (siehe auch weiter Unten die Mietkosten für komplette Kabelschächte)
Die jährlichen Zusatzkosten in der Bilanz (siehe unten) sind gegenüber dem Nutzerzuwachs auch sehr niedrig.
Der Artikel ist leider nicht sonderlich präzise
Er nimmt vermutlich (?) Bezug auf das verbreitete 95th percentile Abrechnungsmodell bei größeren Providern.
Man bucht einen Port und die monatliche Nutzung wird dann in Rechnung gestellt. 5% des größten Netzwerkverkehrs werden dann weggeschmissen (die Peaks) und die größte Peakbandbreite bestimmt die Monatskosten. Eventuell bucht man auch feste Mindestbandbreiten ("commit") und zahlt von da an 95th percentile zusätzliche Bandbreite.
Es gibt aber auch FLAT Modelle bei den Anschlüssen (die dann aber teurer sind).
[img]ABER[/img]
- KDG drosselt nur in Segmenten, d.H nur im eigenen Netz
- die Segmentdrosselung ist vermutlich durch das Shared Medium (Downstreamkanäle) und/oder kurz dahinter auftretende Zuführungsengpässe - nicht jedoch in den Peering/Transitpunkten (es wird lokal nicht global gedrosselt)
- KDG hat nur wenige Interconnections (Transit-Links) mit anderen Providern: Level3, Telia zB (siehe PeeringDB, Robtex Einträge, BGP Statistik von he.net)
- der meiste Traffic läuft über das DECIX (70-90%; vermutlich - so sind angeblich die Anteile des UK Traffics beim LINX)
- Jahresbericht (zB Seite 31):
Die Connectivity- und Netzwerkaufwendungen betreffen die Kosten für die Verbindung
zu Drittnetzen sowie die Kosten der regionalen Backbones der KDH. Im Geschäftsjahr zum
31. März 2010 erhöhten sich die Connectivity- und Netzwerkentgelte um TEUR 1.751. Dieser
Anstieg spiegelt vor allem die Erweiterung des aufgerüsteten Netzes des KDH, Zugänge von
umsatzgenerierenden Einheiten („Revenue Generating Units“, „RGUs“), eine erhöhte
Bandbreitennutzung je Kunde sowie die Implementierung von Glasfaser-Backbones wider.
20,2Mio € Connectivity Entgelte 2009 -> 22Mio € Connectivity Entgelte 2010 - eine einzige 10G Flatrate kostet Größenordnungen weniger.
Der Hauptteil in der Bilanz entfällt auf SLA mit der (vermutlich teuren) Deutschen Telekom : 187Mio € (Anmietung Ausrüstung usw)
Zahlungen an die Deutsche Telekom für die Nutzung von Betriebsanlagen. Wir mieten bestimmte Betriebsanlagen, wie beispielsweise Kabelschächte und Glasfaserkapazitäten, die den größten Kostenfaktor der SLAs darstellen.
Beispiel: Das Mieten von Kabelschächten der DTAG kostet 100Mio € pro Jahr. - Dem Schacht ist es egal wieviel Daten oder Leitungen in ihm liegen. Die Kabelkanäle sind für bis zu 30Jahre gemietet. (bis 2033) Durch sowieso vorzunehmende Neuaufrüstungen ( 862MHz/100Mbit / DOCSIS3.0/ EdgeQAM /DVB-C2 ) erhöht sich die Zahl der Infrastrukturkomponenten (Stellfläche) sowieso.
Zunahme der SLAs: 12Mio € in einem Fiskaljahr
PS: Pro Jahr hat KDG >100k Kunden gewonnen ; Der Umsatzerlös Sparte Internet+Telefon nahm um 110Mio € zu. Diese Konzernsparte macht außerdem Gewinne. (Gesamtkonzern hat zwar Verlust aber ca. 300Mio € Schulden der "Heuschreckeninvestoren" abgebaut)
2010/2011 sind 250k Neukunden im Internet angepeilt (->lt. Präsentation)
Der Traffic in andere Netze kostet KDG als "zweitbesten Internetprovider in DE neben Telekom" (so umschrieben in der Präsentation) also radikal weniger als das Equipment /SLA zum Betreiben des Netzes (der Stückpreis eines Cisco uBR10012 CMTS den KDG lt. Pressemitteilung verwendet liegt im Bereich von 1Mio $ pro Stück lt. google )
Wo sollen also die ominös hohen Traffickosten herkommen ?
PS: Ab Seite 154 im Jahresbericht gibt es Aussagen und Zahlen zu den Betriebskosten des Backbones ("Sonstige finanzielle Verpflichtungen und Eventualverbindlichkeiten").
PPS: Die GEMA hat KDG im Schiedsverfahren wegen Urheberrechtsverletzungen im KDG Paket Digital Home