Seltsame Sicht. Was ist das günstige Produkt? Kabel Deutschland scheint es gerade auf ein reines Vertriebsobjekt zu reduzieren. Alles andere, im näheren Zusammenhang stehende mit dem Produkt wie Service, Wartung, Sicherheit, selbst der Vertrieb, wird ausgelagert. Es spricht schon Bände, wenn man berufliche Sicherheit für obsolet erklärt. Mir persönlich jedenfalls ist es lieber, wenn ein Mitarbeiter seinen Job machen kann, ohne sich ständig fragen zu müssen, wie es für ihn im Unternehmen weitergeht, ob er seine Raten fürs Reihenhaus noch zahlen kann oder die gestiegenen Energiekosten finanzieren oder aber den Unterhalt für die geschiedene Frau (Zitat: Urban Priol). Soziale Verantwortung eines Unternehmens gegenüber den Mitarbeitern ist wichtig, wenn man ein Produkt erfolgreich verkaufen will.JimPanse hat geschrieben:KDG kann nicht beides sein, günstig und sozial gegenüber den eigenen Mitarbeitern. Für mich ist dieser Schritt vollkommen nachvollziehbar.
Boah, den Beweis musst du erstmal führen. Die Gewerkschaften sind mit der Agenda-Politik und der Hartz-IV-real-Drohung nach einem Jahr Arbeitslosigkeit ziemlich unter Druck geraten. Deren Klientel ist nämlich mittlerweile eher bereit zu verzichten, um den Arbeitsplatz zu erhalten, als in den Arbeitskampf für bessere Bedingungen zu ziehen. Nur irgendwann ist der Siedepunkt erreicht. Die Folge war die Bildung von Splittergewerkschaften wie GDL oder Marburger Bund, die radikaler auftreten. Und nun wehren sich eine handvoll Noch-Kabel Deutschland Mitarbeiter zusammen mit ver.di gegen die Wegrationalisierung. Was sollen sie denn sonst tun?JimPanse hat geschrieben:Besonders hat es den Vorteil bei Arbeitsplatzauslagerrung nicht mehr direkt mit den engstirnigen Gewerkschaften in Verhandlung treten zu müssen.
Die Verdienstgrundsatzdebatte solltest du aber führen. Die entlassenen Mitarbeiter bei Kabel Deutschland werden vielleicht einen neuen Job bei einem Unternehmen finden, das dann wieder für Kabel Deutschland arbeitet. Dort werden sie aber deutlich weniger verdienen. Woher ich das weiß? Die KDG würde sonst nicht mit diesem Subunternehmen zusammenarbeiten, wenn es nicht günstiger wäre als man selbst. Was haben diese Leute nun von Steuersenkungen? Die Binnenkonjunktur kann nur anspringen, wenn neben ausreichendem Geld, Sicherheit da ist. Mit Hire and Fire funktioniert das nicht. Im übrigen hat die Bundesregierung in den letzten Jahren vor allem Steuerentlastungen für Unternehmen wie Kabel Deutschland vorgenommen. Davon hat kein Mitarbeiter, mit Ausnahme der Manager, bisher etwas gesehen.JimPanse hat geschrieben:Ich will jetzt keine Verdienstgrundsatzdebatte starten, aber meiner Meinung wäre es viel klüger die Bürger steuerlich zu entlasten, damit ihnen mehr in der Tasche bleibt. Dann würde nämlich die Binnenkonjunktur anspringen, und dies würde Arbeitsplätze schaffen anstatt zu vernichten.
Huah. Schön nachgeplappert. Nur steht die KDG nicht im Wettbewerb mit dem Ausland oder setzen die jetzt auch schon auf Logistik?JimPanse hat geschrieben:Nicht nur das, Preisstabilisation, mehr Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland, und vieles mehr.
Im Gegenteil. Eigentlich ist die KDG ein Monopolist. Trotzdem wird es eng für die Großkabler und ihre Eigner, den Hedge-Fonds. Diese sind nämlich unmittelbar von der Finanzkrise betroffen und leiden unter akutem Geldmangel bzw. dem Problem ihr geliehenes Geld nicht zurückzahlen zu können. Deshalb muss wahrscheinlich bald alles verscherbelt werden, was man so an physischen Werten besitzt. Nicht umsonst liest man dieser Tage von Parm Sandhu, der den Wert des Kabels hochjubelt bzw. von Telkomunikationsriesen, die plötzlich mit dem Gedanken spielen, groß ins Kabelgeschäft einsteigen zu wollen und Übernahmeambitionen offen artikulieren.