Mich interessiert dieses geschichtliche Thema auch, im Netz gibt es dazu einiges, vor allem in den offiziellen Bundestagsprotokollen und Anfragen
hier danach zu suchen https://dip.bundestag.de/suche Filter auf "Wahlperiode alle"
z.b. Suche nach "Glasfasernetz" fördert einiges ab Anfang der 80er zu Tage: https://dip.bundestag.de/suche?term=Gla ... sdatum_auf
Schmidt und seinem Postminister Gscheidle trafen 1981 die Entscheidung, ab 1985 den Ausbau mit Glasfaser zu beginnen.
Zum Einsatz ein Glasfaser für die letzte Meile wurde auch Mai 1981 von Gscheidle ein Pilotprojekt beschlossen: „Breitbandiges integriertes Glasfaser-Ortsnetz (BIGFON)"
https://www.computerwoche.de/article/28 ... ation.html
(350 Teilnehmer in sieben Städten) zur Vorbereitung der Systemdefinition für ein "Breitbandiges integriertes Glasfaser-Fernmelde-Ortsnetz (BIGFON)
Kosten dafür ~150 Mio DM, Pilotprojekt wurde dann von Anfang 84 bis Ende 86 durchgeführt
"Ziel von BIGFON war die praktische Erprobung von Glasfasertechnik für sämtliche Telekommunikationsdienste und der erste technische Versuch für ein Integriertes Breitbandiges Fernmeldenetz (IBFN), in dessen Rahmen auch Hörfunk- und Fernsehübertragung sowie ein Bildfernsprech-Versuchsnetz" (https://de.wikipedia.org/wiki/BIGFON)
Video dazu in der ARD Mediathek "Hamburg damals: Bundespost nimmt BIGFON-Netz in Betrieb:"
https://www.ardmediathek.de/video/hambu ... DBjODdiODg
technische Details zu BIGFON gibt es hier "TN Nachrichten" https://wiki.gvit.de/lib/exe/fetch.php? ... na_h86.pdf ab Seite 15
Als Übertragungsmedium kamen Gradientenfaser zum Einsatz(wohl damaliger Stand der Technik):
"Das Übertragungsmedium ist eine Gradientenfaser, welche die codierten, digitalen Signale in einem Zeitmultiplexrahmen (TDM) ohne Zwischenverstärker von der Zentrale zum Teilnehmer überträgt. Die maximale Feldlänge beträgt
6,5 km. Als Sender dient ein Laser (LD, max. Leistung -3,5 dBm) und als Empfänger eine PIN- bzw. APD-Diode mit einem zulässigen Empfangspegel von -40 dBm, die bei einer Wellenlänge von 850 nm arbeiten [5]"
Singlemode Fasern waren damals 1984 schon in der Entwicklung, so heißt es dort auch:
"Auch die noch nicht abgeschlossenen Entwicklungen auf dem Gebiet der extrem verlustarmen Monomode-Glasfaser, und die sich abzeichnenden Fortschritte auf dem Gebiet der VLSI Technologie, der integrierlen Optik und der integrierten Optoelektronik werden die rasche Einführung der diensteintegrierenden Breitbandnetze mit beeinflussen."
Erkenntnisse aus dem BIGFON Piloten wurden nicht weiterverfolgt, mit dem Ausbau von Kupferkabelnetzen wurde je bereits begonnen
z.B. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Briefs und der Fraktion DIE GRÜNEN - Drucksache 11/2602 - Ergebnisse der BIGFON - Versuche der Deutschen Bundespost vom 22.07.88
https://dserver.bundestag.de/btd/11/026/1102697.pdf
"Bestandteil des BIGFON-Systemversuchs war der Einsatz von Breitband-Verteilvermittlungsstellen für die Übertragung von
Fernseh- und Hörfunkprogrammen. Trotz der im Versuch nachgewiesenen technischen Realisierbarkeit derartiger Verteilvermittlungsstellen wurde und wird diese
Konzeption von der Deutschen Bundespost nicht weiterverfolgt, da für diesen Anwendungsfall zweckmäßigere technische Alternativen (Koaxialkabeltechnik) zur Verfügung stehen."
Spekualtion von mir
Schmidt und Gescheidle oder deren Nachfolger hätten das Ende des Pilotprojekts BIGFON abgewartet, ab 1987/88 wäre dann auch Singlemodefaser verfügbar gewesen und der Ausbau eines FTTH Glasfasernetzes wäre damit begonnen oder zumindest z.B. bei Neubaugebieten durch Leerrohre vorbereitet worden. Gleiches im Osten nach der Wiedervereinigung: entweder Ausbau komplett bis ins Haus mit Glasfaser oder zumindest für Später vorbereitet.
Ende der 80er verlegte Singlemode Glasfasern wäre dann heute noch mit Gigabit oder besser nutzbar