twen-fm hat geschrieben:Kurz und gut meine Meinung dazu: ARD & ZDF werden es NIE zulassen, zugunsten des Kabelfernsehens auf den Satelliten und auch auf DVB-T(2) zu verzichten (sie werden es auch nicht zulassen von den Gutsherrenentscheidungen einzelner Kabelbosse abhängig zu sein), egal wie sehr in der nahen oder fernen Zukunft FTTX ausgebaut werden wird.
Nein, so habe ich das nicht gemeint. Wir reden bei (nahezu) FTTX-Vollausbau von einer Zukunft in vielleicht 30 Jahren oder noch später. Das kannst du nicht mit der beschissenen (sorry, aber wem sag ich das
) Kabel-Situation jetzt vergleichen. Wer weiß schon, ob es dann noch Vodafone oder Liberty in der Form geben wird? Ich denke da eher an sehe viele kleine, regionale Betreiber, meist in kommunalem Eigentum oder Genossenschaften, von mir aus gerne private Mittelständler, aber besser keine Großkonzerne. Im Grunde läuft doch bei Kabel es heute schon so: Je größer das Unternehmen ist, desto schlechter ist das Angebot. Das beste Angebot haben heute die kleinen Gemeinschaftsantennen.
Wie auch immer, die Politik sollte dringend in den RStV klare technische Parameter festlegen, mit denen die ÖR ohne Eingriff verbreitet werden müssen, wenn eine Firma in diesem Land als Kabelbetreiber auftreten will. Dazu gehört z. B. die Definition, welche Bitraten SD, HD und zukünftig UHD haben sollen. Für HD bieten sich pro 256QAM-Mux 4 Programme an, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Damit wäre gesichert, dass die ÖR einen diskriminierungsfreien und auch kostenlosen Zugang zum Kabel bekommen, aber auch (und das wäre das Plus für die Anbieter), dass sich die ÖR nicht allzu breit machen (z. B. würden sie bei 3 HDs pro Mux erheblich mehr Platz benötigen und Privatsender verdrängen - das darf auch nicht sein). Man kann nur hoffen, dass nach der BGH-Entscheidung im Juni diese Rahmenbedingungen endlich festgelegt werden. Wir sind nicht mehr im analogen Zeitalter, wo es keine Bitraten und Muxe gab!
In der bundesweiten Fläche wird es nie und nimmer Kabelfernsehen geben, das sollte jedem mehr als klar sein.
Heißt das im Umkehrschluss, du möchtest die Orte, die heute weder Koax noch Glasfaser haben, auf alle Ewigkeit zum Telekom-Klingeldraht oder Funklösungen beim Internet verdammen?
maniacintosh hat geschrieben:Natürlich denke ich hier primär an TV, da es eben um das Thema Einspeisung der Öffis geht. Mir persönlich würde es aber auch nicht einfallen Internet über KDG zu buchen. Was soll ich mit 100 oder gar 200 MBit/s die zu den Zeiten, wo man sie nutzen könnte, weil man nicht arbeitet, gar nicht zur Verfügung stehen, weil das Netz überlastet ist. Und dann wird auch noch selektiv gedrosselt.
Von KDG-Internet war in meinem Beitrag nicht die Rede.
Mir geht's doch um Glasfaser und da denke ich primär an alternative Anbieter. TV und Internet zu trennen, ist glaube ich ein Fehler, denn in Zukunft wird das lineare TV an Bedeutung verlieren, ob wir es wollen oder nicht. Wahrscheinlich wird es in einiger Zeit nur noch reine Multimediaanschlüsse geben, die man primär für Internet bestellt und wo dann TV/Radio einfach im Preis immer dabei ist.
DerSarde hat geschrieben:maniacintosh hat geschrieben:Abgesehen davon: Der Sat-Empfang bringt einem zusätzlich Programme, die KDG (und andere deutsche Anbieter) rein rechtlich leider gar nicht verbreiten dürfen.
Zum Beispiel? Diese Programme, von denen du sprichst, sind doch auch über Sat meistens verschlüsselt, oder?
Er meint hier sicher u. a. die BBC, die über Sat unverschlüsselt ist, und hier muss ich maniacintosh recht geben: Diese Auslandsprogramme würden bei Einstellung der Sat-Verbreitung wegfallen, denn an eine Kabelverbreitung glaube ich auch in Zukunft nicht. Aber das Problem werden wir auch mit Sat-Empfang bekommen, denn schon heute nutzen die Briten einen UK-Beam, der nur noch im Westen Deutschlands einigermaßen zu empfangen ist (vor ein paar Jahren war das noch anders). Der nächste Beam in 10-15 Jahren wird vielleicht dafür sorgen, dass die BBC nur noch in Holland und Belgien empfangen werden kann usw. Und die grenznahen Sender wie ORF und SRF sind sowieso verschlüsselt.
Also ist die Frage, welche Vorteile Sat-TV dann noch bringen würde, wenn eh jeder dasselbe TV-Angebot schon ohne Zusatzkosten über den bereits vorhandenen Gf-Anschluss bekommen könnte...
maniacintosh hat geschrieben:Richtig, Glasfaser ist die Zukunft, ich hoffe andere Anbieter sind hier schneller als KDG. (Man könnte denken ich mag den Laden nicht.
)
Das sehen viele hier ähnlich.
Dennoch wird es genug Flecken in Deutschland geben, die auf lange Sicht keinen Glasfaser-Anschluss bekommen werden.
Das Problem bleibt: Sie müssen irgendwie aber mit den Angeboten der Öffis versorgt werden. Der Anschluss ans Glasfaser-Netz dürfte da noch unwirtschaftlicher sein, DVB-T (auch DVB-T2) kann hier kein Ersatz sein. Gerade die letzten Haushalte kosten richtig viel Geld beim Anschluss.
Richtig, das ist das große Problem, die letzten 1-2% der Haushalte zu erschließen. Dennoch gibt es Abhilfe: DVB-Tx oder IPTV (über Klingeldraht bis zum nächsten Gf-KVz, sofern mind 8 Mbit/s für alle Haushalte gewährleistet werden kann - sollte bei 98-99% FTTX überall möglich sein) kann die Grundversorgung übernehmen oder, da nur wenige Haushalte betroffen sein werden, könnte das TV-Programm auch über eine terrestrische IP-Variante verbreitet werden, also LTE bzw. eine Nachfolgetechnologie. Wie du weißt, bin ich großer Anhänger von DVB oder allg. dem Broadcasting, aber in diesem Fall könnte IPTV die sinnvollste Variante sein.
Zweitens gibt es vielleicht irgendwann kostengünstigere Möglichkeiten, Gf zu verlegen. Für abgelegene Ortschaften müsste man prüfen, ob es auch oberirdisch (also wie die Telefonleitungen an den Masten früher bzw. heute noch in unverkabelten Dörfern) ginge, wobei ich mich nicht damit auskenne, wie störanfällig Glasfaser ist, wenn es "in der Luft hängt". Weiß es jemand?
Drittens ist der demografische Trend allgemein bekannt: Die Leute ziehen verstärkt vom Land in die Städte und in 30 Jahren wird es bereits viele kleine Ortschaften (die vielleicht heute weniger als 100 Einwohner haben) geben, die gar nicht mehr bewohnt sein werden, weil es u. a. auch an Versorgung mit Lebensmittelgeschäften, Ärzten, Schulen etc. fehlen wird. Man muss also bestimmt nicht so viel Fläche verkabeln, wie heute noch bewohnt ist.
Welchen Sinn soll es haben Sat-TV abzuschalten? Soll sich jetzt jeder zwangsweise einen Kabel-Anschluss oder IPTV zulegen? Wer bezahlt das? Nicht jeder hat eine Ethernet-Buchse am TV und wenn die ganze Nachbarschaft dann IPTV nutzt, kann man auch WLAN vergessen. Abgesehen davon: Trotz Smart-TV sind bisherige IPTV-Lösungen noch nicht vollumfänglich in TV-Geräte integriert, aktuell ist also ein Mediareceiver zusätzlich nötig. Scheuen einige ja wie der Teufel das Weihwasser. Sagen wir es wie es ist: Würde ich nicht in einer "zwangsverkabelten" Mietwohnung wohnen, käme ich niemals auf den Gedanken mich per Kabel mit Fernsehen versorgen zu lassen.
Alles richtig, aber du beziehst dich (wie twen-fm) auf die Jetztzeit, während ich von der fernen Zukunft spreche. Im Übrigen bin ich sehr für Broadcast über FTTB/-H-Netze und nicht unbedingt für IPTV (wir hatten ja letztes Jahr erst ausführlich darüber diskutiert), aber realistisch ist eine Kombi aus beiden, je nachdem, wie oft best. Sender eingeschaltet werden. Zur Finanzierung habe ich oben was geschrieben: Internet ist inzwischen die Killerapplikation, die auch bezahlt wird, und nicht mehr TV wie noch vor 30 Jahren, als die Bundespost großflächig mit der Verkabelung begonnen hat.
DerSarde hat geschrieben:Keiner soll sich zwanghaft einen Kabel- oder Satanschluss zulegen. Ich könnte mir nur vorstellen, dass die Angebote über Glasfaser irgendwann im Gesamten attraktiver werden könnten als der Satempfang. Sat ist ja im Grunde sogar der unsicherste Weg für den TV-Empfang. Wenn z.B. ein Satellit ausfällt oder mit Weltraumschrott zusammenstößt (bei der Menge, die da oben rumschwirrt, gar nicht so unwahrscheinlich), dann fällt der TV wohl länger aus.
Kabel- und IPTV-Anbieter würde sowas dann in Zukunft evtl. gar nicht mehr betreffen, da sie das Signal immer mehr auch per Glasfaserzuführung bekommen.
Ganz genau. Wenn (fast) alle über Gf TV sehen können, rentiert sich die Sat-Ausstrahlung nicht mehr und bei den ÖR, die auch in Zukunft jeden Cent ihrer Ausgaben werden rechtfertigen müssen, wird schon die Politik oder die KEF für das Ende der Sat-Ausstrahlung sorgen, genauso wie jetzt die Mittelwelle abgeschaltet wird. Der Satellit hat den Nachteil, dass das Internet nicht mit kabelgebundenen Lösungen mithalten kann, es also keine Killerapplikation mehr gibt. Ob Weltraumschrott eine große Gefahr ist, weiß ich nicht, aber es nerven auch die Ausfälle bei Unwetter (Up- wie Downlink), die bei Gf so nicht mehr vorkommen. Falls jetzt der Einwand mit dem berühmten Bagger kommt, der die Leitung kappt: Ja, das ist ein Problem, aber bei zunehmender Verkabelung werden die Planer so schlau sein und die Linien überall ringförmig verlegen.
maniacintosh hat geschrieben:Also wenn ich sehe, was für Müll auf Astra aufgeschaltet ist, kann das so teuer auch nicht sein. Zumal ich befürchte, dass KDG und UM den Plattformstandard alleine aus Trotz beibehalten werden, selbst wenn die flächendeckend auf Glasfaser umgestellt haben sollten und die Kapazität keine Rolle mehr spielt. Abgesehen davon: Solange es nicht von staatlicher Seite aufgebaut (bzw. finanziert) werden wird, wird es in Deutschland niemals ein flächendeckendes Glasfasernetz geben. Für ein gewinnorientiertes Unternehmen lohnt sich das einfach nicht, sieht man schön an der Telekom: Da wird lieber mit Vectoring das Kupferkabel noch mal gepimpt, statt endlich mal Vollgas zu geben beim Glasfaserausbau – wenigstens in Ballungsräumen. Und wenn für unsere Regierung das Internet im Jahre 20 meiner aktiven Internet-Nutzung noch immer Neuland ist, sehe ich ehrlich gesagt tiefschwarz für die Zukunft unseres Landes.
Klar, das wäre das Horrorszenario. Deutschland ist eh im europäischen Vergleich auf einem der hintersten Plätze, was Glasfaseranschlüsse betrifft.
DerSarde hat geschrieben:Womit du völlig recht hast, ist dass der Staat viel mehr tun müsste, um den Glasfaserausbau zu fördern, und dass die Telekom eher auf Glasfaserausbau setzen sollte als auf Vectoring oder in ein paar Jahren auf "Super-Vectoring" (bis 250 Mbit/s), denn zu was ein Billigausbau führt, hat man bei der KDG gesehen, als die erstmal nur auf 630 MHz ausgebaut haben und dann Kapazitätsengpässe hatten.
Natürlich brauchen wir einen bundesweiten Investitionsplan, den die Politik vorantreiben muss. In den 80ern/90ern wurden schon einmal Milliarden für die Verkabelung locker gemacht - warum sollte das nun nicht mehr gehen? Ach ja, wir leben ja im Neoliberalismus. Wie konnte ich das vergessen?
Wenn der Staat systematisch kaputtgespart wird, braucht man sich nicht wundern, dass es überall an öffentlichen Investitionen fehlt (ist in vielen Bereichen so). Insofern sind wir uns hier wohl einig, dass was getan werden muss, nur sage ich halt, dass dieses "optimistische" Szenario, das ich versucht habe zu beschreiben, immer noch durchaus realistisch ist. Es wird nur von vielen Seiten (leider erfolgreich) versucht, es hinauszuzögern.